Lieber Herr Doctor,
Die Ueberbringung dieses, Herr und Frau Perkins, Amerikaner, auf einer Hochzeitsreise durch die alte Welt begriffen, gedenken sich einige Zeit in Düßeldorf aufzuhalten; die letztere besonders um sich von Sohn portraitiren zu lassen; und ich kann nicht umhin, Sie und Ihre liebenswürdige Frau Gemahlin recht dringend zu bitten, diesen hiermit auf's Wärmste Empfohlenen, freundlichst Gelegenheit geben zu wollen, Ihre beiderseitige Bekanntschaft zu machen. Frau Perkins, die Tochter einer der angesehensten Familien von New York, ist eine reizende junge Dame, die fein gebildet und ebenso interessant als liebenswürdig und einnehmend ist, deren poetischer Sinn tief in dem Wesen deutscher Kunst Wurzel gefaßt und die namentlich mit besonderer Vorliebe den Erzeugnissen der neuern romantischen Schule anhängt. Sie ist mit ihren [sic] Klavierwerken, sowohl als mit Ihren übrigen Werken sehr vertraut, weiß Ihre Lieder wohl alle auswendig, und interessirte sich überhaupt von der Zeit an, <daß> als sie in New York die Peri aufführen hörte, aufs Wärmste für Sie. Von dem Genius Ihrer Frau Gemahlin, und deren persönlicher Liebenswürdigkeit habe ich ihr soviel erzählt, daß sie unendlich begierig ist, auch deren Bekanntschaft machen zu können. Sie werden mich daher recht sehr verbinden, wenn Sie meine geistreiche Freundin, die vermöge ihrer einnehmenden Eigenschaft den Schmuck und den Anziehungspunkt hiesiger Gesellschaft zu bilden pflegte, und deren Gemahl, Herrn Perkins, der ein vielgereister und interessanter Mann ist, freundlichst empfangen zu wollen. Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin, im Voraus meinen herzlichsten Dank sagend für das Wohlwollen und die Güte, die Sie meinen Empfohlenen zu Theil lassen werden möchten, verbleibe ich stets
Ihr
ganz Ergebener
Otto Dresel
New York, Juli 1850.
[BV-E, Nr. 3968, dat.4 31. Juli 1850:] O. Dresel. [Bemerkung:] durch Mad. Perkins.
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