23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 1791
Geschrieben am: Montag 24.11.1834
 

Wie Cordelia komm’ ich zuletzt mit meinen Wünschen. Soll ich wiederholen, was die Verdienstvolleren schon beßer ausgesprochen haben?
Und wären Sie Lear und frügen: was wünschest Du mir – ich antwortete: „nichts – denn ich würde damit nur sagen, daß Ihr gar manches nicht besitzet“ –
Und wenn er dann zürnend auf einem Wunsch bestünde, so würde ich erwidern „Alles, denn Ihr verdient es wahrhaftig“.
Und wäre er damit noch nicht zufrieden, so sagte ich „nun so wünsch’ ich Euch, daß Ihr selbst immer noch etwas zu wünschen hättet! denn ich preise das gütige Geschick darum, daß es an die Stelle eines erfüllten Wunsches stets einen neuen setzt“.
Und so sei es, meine Freundinn! Genüge Ihnen dies Wenige! An solchem Tage sieht man sich lieber ein paarmal länger in die Augen, wenn auch schweigend – denn das Lautsprechen ist in der Kirche verboten. –
Meine Mutter erlaubt sich, ihren Wünschen Bulwers Werke, <>Ernestine und ich das Allegro beizulegen, – letzterer mit der Versicherung, daß der Verfaßer mehr tauge, als sein Werk und weniger, als die, der es zugeeignet ist. –
Ueber das Andere nächstens! Meinem verehrten H. Voigt tausend freundliche Grüße.
Robert Schumann.

Zwickau, am 24sten November 1834.

[BV-A: –]





"Wie Cordelia komm' ich zuletzt. Soll ich wiederholen, was die Verdienstvolleren schon beßer ausgesprochen haben? Und wären Sie Lear und frügen: "was wünschest Du mir" - ich antwortete "nichts" - denn ich würde damit nur sagen, daß Ihr gar manches nicht besitzet". Und wenn er dann zornig auf einem Wunsch bestünde, so würd ich erwidern "Alles, denn Ihr bedient es wahrhaftig"...
Genüge Ihnen dieses Wenige! An solchem Tage sieht man sich lieber ein paarmal länger in das Auge - wenn auch schweigend; denn das Lautsprechen ist in der Kirche verboten.
Meine Mutter erlaubt sich ihren Wünschen Bulwer's Werke, ich mit Ernestine das "Allegro" mit der Versicherung beizulegen, daß das Werk mehr taugt, als sein Verfasser und weniger, als die, der es zugeeignet ist ..."
[Rückseite:] "Ich kann nicht anders" "Mein geliebt" ...
"Robert Schumann"
[Kat. Stargardt Nr. 513: 27.04.1954, S. 113, Los 583 (gek.)]

  Absender: Schumann, Robert (1455)
  Absendeort: Zwickau
  Empfänger: Voigt, Henriette (1630)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 15
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit den Familien Voigt, Preußer, Herzogenberg und anderen Korrespondenten in Leipzig / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller, Ekaterina Smyka / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2016
ISBN: 978-3-86846-026-1
69f.

  Standort/Quelle:*) unbekannt; Briefentwurf: D-DÜhh, s: 54.84
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.